Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass die Zeitrechnung der schwedischen Forstindustrie im Jahr 1920 beginnt. Damals fing man an, statistische Daten zu erheben – zu einem Zeitpunkt, zu dem der Holzvorrat in Schweden nach vielen Jahren intensiver Forstwirtschaft sehr gering war. Aus diesem Grund behauptet die Forstindustrie, dass es in Schweden noch nie so viel Wald gegeben habe wie heute, wobei sie impliziert, dass es kein Problem ist, noch mehr Wald abzuholzen. Aber laut einem Artikel über die europäische Waldgeschichte der vergangenen 3 000 Jahre waren um 1 000 n. Chr. gut 70 % Schwedens mit Wald bedeckt, und dieser Wald beherbergte ohne Zweifel einen viel größeren Artenreichtum als die heutige Waldlandschaft. Aktuell werden ungefähr 55 % Schwedens von produktiven Waldflächen ausgemacht. (Der Artikel definiert Waldfläche allerdings anders als zum Beispiel das Schwedische Zentralamt für Forstwirtschaft, weshalb die Ziffern nicht direkt vergleichbar sind.) Der Wald in Schweden war freilich nicht einmal im Jahr 1 000 vom Menschen unbeeinflusst, allerdings war er damals – besonders in Nordschweden – deutlich naturbelassener als der Wald im Rest der Welt.
Auch nach dem 11. Jahrhundert gab es in Schweden Zeiten, in denen die Waldbedeckung umfangreicher war. Die Waldhistoriker Per Linder und Lars Östlund von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften schreiben, dass „Schwedens boreale Wälder nie so wenig Altbestände, so wenig mächtige Bäume und so wenig Totholz umfassten wie heute“. Nach Linder und Östlund fand sich in den Wäldern 1991 nur ein Zehntel der Menge an mächtigen und toten Bäumen, wie sie in ungenutzten Wäldern vorhanden war. Trotz einer Erholung seit den 1920er Jahren ist der Holzvorrat in Nordschweden wohl immer noch kleiner als in den 1860ern – und außerdem präsentiert sich der Wald strukturell gesehen heute völlig anders als damals. Heute stehen junge Bäume eng aneinander, während früher mächtige Bäume relativ licht standen. Freilich waren die meisten Wälder auch früher vom Menschen beeinflusst, aber sie wurden auf andere Weise und in geringerem Maße genutzt als in der modernen Forstwirtschaft.