Der Blattlose Widerbart wird bei der Kahlschlagwirtschaft besonders stark beeinträchtigt. (Foto: BM)

Bei der Kahlschlagwirtschaft wird der in den Bäumen gebundene Kohlenstoff freigesetzt. Gleichzeitig wird aber auch der Boden beeinträchtigt, und der Kahlschlag „leckt“ 10 bis 20 Jahre lang Kohlendioxid, bis die Emissionen schließlich durch die Photosynthese der neuen Pflanzen kompensiert werden. Der Kahlschlag setzt auch das besonders klimawirksame Treibhausgas Methan frei. Auf drainiertem Torfboden dauert es nach einem Kahlhieb ungefähr vier Jahrzehnte, bis die gepflanzten Bäume die Kohlendioxidfreisetzung kompensiert haben und die Pflanzung zu einer Kohlenstoffsenke wird. Wenn der Wald nach 80 Jahren abgeholzt und die Biomasse zur Herstellung von kurzlebigem Papier genutzt wird, wird das Waldökosystem zu einer bedeutenden Treibhausgasquelle.

Bei der Dauerwaldwirtschaft, bei der dem Wald je Eingriff nur einige Bäume entnommen werden und der Boden nicht entblößt wird, bleibt ein Großteil des Kohlenstoffs und der Nährstoffe im Boden gebunden. Deshalb ist in Dauerwäldern mehr Kohlenstoff gebunden, und deshalb können uns Dauerwälder in größerem Umfang mit Ökosystemdienstleistungen versorgen. Bei einer anderen Forschungsarbeit konnte im Hinblick auf die Bindung von Kohlenstoff kein signifikanter Unterschied zwischen der Kahlschlag- und der Dauerwaldwirtschaft festgestellt werden. Allerdings berücksichtigen die Autoren die gesteigerten Emissionen nach der Holzerntemaßnahme nicht und stellen auch nicht in Rechnung, dass bei der Kahlschlagwirtschaft in der Regel alle Äste als Biobrennstoff genutzt werden. Ein 2016 veröffentlichter Review zeigt, dass bei einem intensiv genutzten Wald der Kohlenstoffspeicher im Boden langfristig abnimmt.

Eine weniger intensive Waldwirtschaft kann auch die Risiken der globalen Erwärmung senken. Funktionale Ökosysteme sind widerstandsfähiger gegenüber und erholen sich besser von Bränden, Stürmen, Dürren und Insektenbefall als fragmentierte Gebiete. Eine Vielfalt an Mykorrhizapilzen sorgt außerdem dafür, dass in natürlichen Wäldern mehr Kohlenstoff gebunden wird.

Modellstudien und empirische Studien zeigen, dass Mischwälder mehr Kohlenstoff binden als Kiefernmonokulturen. Laubwälder haben eine höhere Albedo als dunkle, dichte Nadelwälder und reflektieren deshalb einen relativ großen Teil der Sonneinstrahlung in den Weltraum zurück, während Nadelwälder mehr Wärme absorbieren. Die Transpiration der Laubwälder (die Abgabe von Wasserdampf der Bäume in die Atmosphäre, vor allem in den Sommermonaten) hat eine lokal kühlende Wirkung und trägt wahrscheinlich zur Wolkenbildung bei, was die Albedo zusätzlich erhöht. Die Umwandlung von Naturwäldern in Monokulturpflanzungen kann den Wasserabfluss erhöhen und die Transpiration reduzieren. Kahlschläge bringen größere lokale Temperaturschwankungen und eine höhere Lufttemperatur in den Sommermonaten mit sich.

Die Dominanz der Kahlschlagwirtschaft in Schweden hat teils historische, teils wirtschaftliche Gründe. Aber es gibt viele Verfahren zur Berechnung der Rentabilität, und die Wahl der Methode ist letztlich zielabhängig. Wenn man bei seinen Berechnungen zum Beispiel die Selbstverjüngung einbezieht, stellt man fest, dass die Dauerwaldwirtschaft häufig rentabler ist als die Kahlschlagwirtschaft.

m Hinblick auf die biologische Vielfalt bringt die Dauerwaldwirtschaft große Vorteile mit sich. In anderen europäischen Ländern, zum Beispiel in Großbritannien und Italien, geht man deshalb allmählich zu dieser Form der Forstwirtschaft über. Es ist also viel Wissen darüber verfügbar, wie man sich wieder einer Forstwirtschaft zuwenden kann, die sowohl ökosystemverträglich und klimafreundlich als auch sozialgerecht ist. Um anderen Werten als rein ökonomischen zu entsprechen, muss weltweit schätzungsweise eine Fläche von 2 Milliarden Hektar auf unterschiedliche Weise wieder aufgeforstet werden.