Kahlschlag bei Ausjaurliden, Norrbotten von Straße 45 aus gesehen. Foto: BM |
Holz lässt sich als Ersatz für energieintensive Materialien wie Beton nutzen, und Waldbiomasse kann fossile Brennstoffe ersetzen. Deshalb behauptet die Forstindustrie, dass die Waldwirtschaft dem Klimawandel entgegenwirke.
Aber viele forstwirtschaftliche Erzeugnisse wie Papier- und Zellstoffprodukte sind sehr energieintensiv – über 20 % des Energieverbrauchs in Schweden entfällt auf die Forstindustrie (Quelle: Schwedisches Statistisches Zentralamt). Papier- und Zellstoffprodukte sind auch kurzlebig und binden Kohlenstoff nicht so lange wie zum Beispiel ein Holzhaus. Mindestens 80 % der forstwirtschaftlichen Erzeugnisse in Schweden sind kurzlebig.
In der intensiven Forstwirtschaft wird routinemäßig der Boden vorbereitet und gedüngt. Bodenvorbereitung nach einem Kahlhieb führt aber dazu, dass der Kohlenstoffspeicher im Boden noch mehr abnimmt. Je älter ein Wald ist, desto größer ist der Kohlenstoffspeicher im Boden, und bei einer intensiven Forstwirtschaft reduziert er sich. In vielen Fällen dauert es über 100 Jahre, bis der Kohlenstoffspeicher nach einem Hieb wieder aufgefüllt ist. Die Düngung kann die Bindung von Kohlenstoff zunächst steigern, trägt aber gleichzeitig zu hohen Emissionen von Distickstoffmonoxid bei. Das sog. Lachgas ist ein Treibhausgas, das 300-mal klimawirksamer ist als Kohlendioxid und die kühlende Wirkung des Waldes hemmen kann.
Fossile Energieträger durch Biobrennstoffe zu ersetzen, ist nicht zwangsläufig sinnvoll. Denn der Biobrennstoff Holz ist keinesfalls kohlendioxidneutral, und wir müssen unseren Energieverbrauch insgesamt senken. So ist es nicht nachhaltig, Wald abzuholzen, um zum Beispiel weiterhin in den Großstädten Auto fahren zu können: Wir müssen alle ökologischen Belastungsgrenzen beachten und einhalten.
Der Zeitaspekt ist ebenfalls von Bedeutung. Wenn ein Wald abgeholzt wird und seine Bäume für Brennstoff oder kurzlebige Erzeugnisse genutzt werden, wird Waldkohlenstoff freigesetzt. Es dauert viele Jahrzehnte, bis die nachwachsenden Bäume diese Kohlenstoffemission kompensiert haben. Ein intensiv genutzter Wald ist ein kleinerer Kohlenstoffspeicher als ein altbestehender Naturwald. Im Gegensatz zum Energieträger Holz sind fossilen Energieträger nicht erneuerbar und führen dem Kohlenstoffkreislauf „neuen“ Kohlenstoff zu. Für die Atmosphäre spielt es allerdings keine Rolle, ob das Kohlendioxid aus der Verbrennung fossiler oder erneuerbarer Energieträger stammt – kurzfristig haben die Brennstoffe die gleichen Klimaauswirkungen. Modellierungsstudien weisen darauf hin, dass Biobrennstoffe über 100 Jahre betrachtet sogar stärkere klimatische Auswirkungen haben können als fossile Energieträger. Wenn wir die Emissionen nicht drastisch reduzieren, können klimatische Schwellenwerte überschritten und Kipppunkte erreicht werden, bei denen der Klimawandel möglicherweise unumkehrbar wird.