Die Klimakompensation erfreut sich sowohl unter Organisationen und Unternehmen als auch unter Privatpersonen wachsender Beliebtheit. Bei der Klimakompensation soll der Treibhausgasausstoß, der durch Aktivitäten wie Flugreisen, Autofahrten und Energienutzung verursacht wird, durch Zahlungen an Kompensationsdienstleister ausgeglichen werden. Mit den Geldern werden normalerweise internationale Umweltprojekte finanziert, oft in Entwicklungsländern. Die Idee ist, dass der Kohlendioxidausstoß ausgeglichen werden kann, indem zum Beispiel in Entwicklungsländern Bäume gepflanzt oder Projekte zur Abwasserreinigung unterstützt werden. Die Klimakompensation gilt als Möglichkeit, Verantwortung für seine Emissionen zu übernehmen und zu Nachhaltigkeits- und Klimaschutzleistungen beizutragen. Wir wissen ja, dass Wald Kohlendioxid bindet, und weil der Mensch die globalen Waldfläche ungefähr halbiert hat, könnte man theoretisch die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre senken, indem diese Wälder wiederhergestellt werden.

Die Klimakompensation senkt den tatsächlichen Ausstoß von Treibhausgasen nicht. Jede Flug- und Autoreise beeinträchtigt das Klima, und ein Klimavorteil kann nur durch einen Verzicht auf die Reise erzielt werden. Im besten Fall können die Emissionen irgendwann ausgeglichen werden. Dabei stellt sich allerdings die Frage, wie lange das dauert.

Politische Aspekte der Klimakompensation

Die Klimakompensation ist ein wichtiges Instrument in der internationalen Klimaarbeit. Der Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (Clean Development Mechanism, CDM) der Vereinten Nationen ist ein vom Kyoto-Protokoll vorgesehener sog. flexibler Mechanismus. Das CDM-System zielt darauf ab, Industrieländer durch den Verkauf von und den Handel mit sog. Emissionsreduktionseinheiten (Certified Emission Reduction, CER) zur Senkung ihres Kohlendioxidausstoßes in Projekte in Entwicklungsländern investieren zu lassen. Ein CER entspricht 1 Tonne Kohlendioxid.

Das CDM-System funktioniert nicht zufriedenstellend. Die Regeln sind umfangreich, und die administrative Bearbeitung ist zeitraubend. Der Schwedische Naturschutzverein stellte bereits 2005 fest, dass viele der bis dahin durchgeführten CDM-Projekte kaum zur nachhaltigen Entwicklung im jeweiligen Gastland beigetragen hatten und auch keine nennenswerte Technologieverbreitung mit sich gebracht hatten. Die schwedischen Institutionen Swedwatch und Stockholm Environment Institute unterstreichen, dass sich die Definition von nachhaltiger Entwicklung von Land zu Land unterscheidet. Außerdem werden die Nachhaltigkeitsaspekte in den Projekten und die Leitlinien für den Austausch mit der Lokalbevölkerung und anderen Betroffenen manchmal nicht ausgewertet.

Welche Möglichkeiten der Klimakompensation gibt es?

  • Bäume pflanzen, die das Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen. Solange die Bäume stehen, ist der Kohlenstoff gebunden, und viele Bäume binden Kohlenstoff über lange Zeit hinweg.
  • Emissionszertifikate kaufen und vom Markt für EU-Emissionszertifikate nehmen. Bis Herbst 2011 bot die schwedische Website utsläppsrätt.se so ohne Gewinninteresse Klimakompensation an. Dann wurde den Akteuren die Unsicherheit darüber, inwiefern die Emissionen tatsächlich gesenkt werden, zu groß.
  • Solarzellen kaufen, mit deren Hilfe fossile Energieträger durch Sonnenenergie ersetzt werden. ETC bietet eine solche Dienstleistung an, bei der man davon ausgeht, dass die Emissionen innerhalb von 10 Jahren kompensiert sind und die Solarzellen daraufhin durch Substitution klimapositiv werden. Die Kompensation einer Flugreise Stockholm–London–Stockholm würde circa 80 EUR kosten (April 2016).

Nachteile der Klimakompensation

    • Klimakompensation bedeutet häufig, dass reiche Länder Emissionsrechte kaufen, die Menschen in armen Ländern der Welt gehören. Dies führt zu einer ungerechten Ressourcennutzung und trägt fast kolonialistische Züge.
    • Durch die Klimakompensation kann man sich „freikaufen“, ohne sein klimaschädliches Verhalten zu ändern. Es gibt nicht genügend Ressourcen, dass alle so leben können wie die Menschen in den Industrieländern. Im Kapitel Ökologische Belastungsgrenzen finden Sie weitere Informationen.
    • Es ist kaum zu gewährleisten, dass Bäume viele Jahrzehnte stehen gelassen werden –besonders nicht, wenn es sich um im Ausland gepflanzte Bäume handelt.
    • Unternehmen, die Klimakompensation anbieten, haben oft ein Profitinteresse, bei dem Motive und Vorgehensweisen fraglich sind. Hier erfahren Sie mehr.
    • Es besteht die Gefahr einer gegenteiligen Wirkung: Durch die Klimakompensation im Ausland entsprechend Kyoto-Protokoll sind die Emissionen de facto höher ausgefallen, als wenn die Länder gezwungen gewesen wären, die Klimakompensation vor Ort vorzunehmen.

Gegenentwürfe zur Klimakompensation

Zunächst einmal müssen klimarelevante Handlungen identifiziert und die damit einhergehenden Emissionen berechnet werden. Im Kapitel Lösungen finden Sie Vorschläge dafür, wie Einzelpersonen, Unternehmen und Länder ihren Anteil am Klimawandel reduzieren können.